"Hakuna Matata"-Kilimandscharo
- sibelakin
- 15. Juni 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Juni 2024
Ich weiss nicht, ob andere eine Bucket Liste haben...
Steht der Kilimandscharo auf MEINER Bucket Liste? Er tut´s. Vor 13 Jahren habe ich auf kenianischer Seite an seinem Fusse gestanden und gesagt: Da will ich mal hoch. 13 Jahre später bin ich es angegangen...puh!

Aber wie bin ich das Thema "Berg" angegangen?
Ich bin keine Bergsteigerin, aber ich habe schon einige Marathons bestritten, um mir anzumassen, zu behaupten, ich sei einigermassen körperlich fit. Ich habe mich einige Male in Berlin in eine Hypoxiekammer begeben, um das Gefühl für wenig Sauerstoff zu bekommen und ich bin im Vorfeld den Teufelsberg in Berlin viele Male hoch und runtergelaufen...hat die Vorbereitung gereicht?
Zur Frage ob ich Medikamente zur Vermeidung der Höhenkrankheit genommen habe, kann ich sagen, dass ich es nicht getan habe, Einige Personen aus meiner Reisegruppe haben das übliche "Diamox" genommen und haben stark unter den Nebenwirkungen gelitten, andere wiederum haben gar nichts bemerkt.
Es bleibt doch jedem offen, wie er mit dem Thema Höhenkrankheit umgeht.
Ich möchte aber betonen, dass es definitiv eine immens körperliche und mentale Anstrengung ist, den Kilimandscharo zu besteigen. Ich hatte manchmal das Gefühl, viele Reisende unterschätzen und banalisieren diesen Aspekt,aber es ist und bleibt eine überirdisch körperliche Leistung, die unbedingt zuvor ein Training braucht. Sich an die Höhe zu gewöhnen und nicht zu erkranken, ist ein schwer zu beeinflussender Faktor, aber ich hatte bei einigen Menschen das Gefühl Sie tun es "Just for Fun" und ohne Vorbereitung.Davon rate ich dringlichst ab, auch auf der "Coca- Cola" Route!
Routenauswahl
Weitaus komplexer fand ich, mich dafür zu entscheiden, welche Route ich für die Besteigung des Kilimandscharo zu wählen. Es gibt zig Veranstalter,zig Routen um Uhuru Peak zu erreichen und nach detaillierter Studie, habe ich mich für die "Coca Cola Route" entschieden..Es ist für jeden Bergwilligen sicherlich eine passende Route mit dabei, ob Schlafen im Zelt, längere Routen zur Akklimatisierung,Klettersteige etc.,aber für mich war die Marangu Route die geeignete aus 2 Gründen: ich wollte in Hütten schlafen und ich wollte den Aufstieg kurz und knackig erleben.
Ausrüstung
Für eine Expedition diesen Ausmaßes, bedarf es definitiv einer guten technischen Ausstattung, denn es gilt das Prinzip: an nichts denken müssen während des Aufstiegs und nichts vermissen.
Ich habe mich an der Packliste des Reiseveranstalters orientiert und wirklich alles mitgenommen, was zumindest vorgegeben war.
Einen guten Tagesrucksack, Wanderstöcke, Powerbanks ( es gibt eben nicht immer Strom am Berg),Medikamente von Ibuprofen bis Antibiotika,Gletscherbrille und Energy Snacks will ich nicht gemisst haben.
Extrem wichtig war die Kleidung, denn das Wetter am Berg schwankt alle paar Minuten und von daher gilt es an Wind und Wetter zu denken.
Meinen Seesack hat ein Träger getragen und ich habe es geschafft, die Vorgabe von maximal 20kg mit 13 kilo zu unterbieten.
Route
Mit 5.895 Metern Höhe ist der Kilimandscharo Afrikas höchster Berg, und die Wanderung über die Marangu-Route würde mich sicher, und schnell auf den Gipfel bringen versprach der Veranstalter "Übernachte in Berghütten und erwache mit der Bereitschaft, den Berg zu erobern."-oooook,das klang ziemlich gut.
Liebevoll auch die "Coca-Cola-Route" genannt – wegen seiner Popularität – führt die Marangu Route durch Wälder, Moorgebiete und die Hochgebirgswüste "The Saddle" zur Kibo-Hütte. Das ist die schnellste Route zum Gipfel – mit einem Haken. Der Weg ist gut gepflegt, aber aufgrund des raschen Aufstiegs ist die Erfolgsquote nicht so hoch wie auf anderen Routen. Einheimische Bergführer, Köche und Träger unterstützen uns als Gruppe von 8 Reisenden aus Frankreich,Kanada und den USA auf der Tour.

Nach Ankunft in Tansania am Flughafen Kilimandscharo ging's erstmal ins Hotel um die Gruppe zu treffen. Ein erstes Kennenlernen mit den Bergführer Adolf ,Hashim ,Baracka und Clemens gab der ganzen Expedition ein echtes Gesicht.
Die Unterkunft dient allen Kili-Touristen als Anfangs und Endpunkt und nach einer dicken Mütze Schlaf starteten wir als Gruppe am nächsten Tag zum Kilimandscharo.
Nach einem Zwischenstop bei einem lokalen Supermarkt, um die letzten Snacks zu besorgen, ging es dann los zum "Marangu Gate"-unserem Startpunkt die Besteigung, wo wir auch auf unseren Koch, unsere Träger und einige Begleiter das erste Mal trafen.
Während wir frühstückten, packten die Jungs einmal den gesamten Proviant für die Tour. Denn jede Reisegruppe nimmt wirklich alles und ich meine alles mit, was für die nächsten tage nötig ist oder sein könnte-von allen Lebensmitteln über Trinkwasser bis zu Klopapier oder Töpfen und Pfannen.
Gepackt und eingestimmt ging unsere erste Wanderung nach erfolgreicher Registrierung am Gate 4 Stunden zur Mandara Hut (2.743 m). Die Hänge des Kilimandscharo liegen hier in der Regenwaldzone, daher ist es gut möglich, dass am Nachmittag der Regen auf das üppig grüne Blätterdach tropft, wir hatten aber Glück und noch tropische Temperaturen. ich fand es sehr angenehm, da ich ja aus dem kalten Deutschland kam. In der Mandara Hut angekommen bezogen wir unsere Hütten und ich genoss eine Schlüssel warmes Wasser zum ersten Mal auf der Reise. Nach einem leckeren warmen Mahl, setzte früh die Müdigkeit und sowieso hiess es: geht zeitig schlafen und bleibt ausgeruht!
Weiter ging es durch die Regenwaldzone bis zum Moorland auf 3.000 m. In dieser Vegetationszone wachsen atemberaubend hohe Pflanzen, wie Riesenlobelie und Riesen-Kreuzkraut, die bis zu 5 m groß werden können. Ich genieße den Anblick der Pflanzen und Schluchten in dieser alpin wirkenden Zone und es taucht zum ersten Mal Uhuru Peak auf! In der Horombo Hut auf 3.720 m konnten wir uns von Tag 2 gut erholen.
Am nächsten Morgen begannen wir die gemächliche Wanderung durch das Heidland zur alpinen Wüstenzone. Wegen der starken Höhenzunahme mussten wir diese Wanderung in einem langsamen Tempo angehen, damit wir uns akklimatisieren können. Der Aufstieg zum Sattel des Kilimandscharo verläuft zwischen den Gipfeln Kibo und Mwenzi und nach der Überquerung des Sattels erwartete uns eine großartige Aussicht auf Kibo. Die Kibo-Hütte (auf 4703 m) war die letzte Unterkunft vor unserem Gipfelsturm und ich spürte Vorfreude auf die Nacht!
Kurz vor Mitternacht ging dann der Aufstieg zum Gipfel los. Es war eine sternenklare Nacht und in unglaublich langsamem Tempo , was aber nötig war, zogen wir wie eine Karawane steil nach oben. Gillman’s Point (5.861 m) am Rande des Kraters erreichten wir gegen 4:30Uhr und es war noch finster um den Krater zu überblicken. Der Anblick des Sonnenaufgangs vom Gipfel aus war das frühe Aufstehen mehr als wert! AUs allen Richtungen der anderen Route3n strömten die Menschen herbei und wir zogen zum Uhuru Peak, dem höchsten Punkt Afrikas, weiter.

Der persönliche Erfolg ist mit keinem Wort der Welt zu beschreiben. Ich habe da oben geatmet und mich gefühlt wie mit 20 und war am Ende doch so unfassbar erstaunt, durchgehalten zu haben. Dem Körper hab ich maximales abverlangt,für den Geist war es befreiend und erfüllend.Würd ich es nochmal tun?AUF JEDEN FALL!
Wie unglaublich schön es da oben ist,werde ich für immer vor meinem inneren Auge bewahren aber bei dieser Reise stehe nicht am Ende ich, sondern die Menschen im Vordergrund, die das Abenteuer begleitet und geführt haben,die alles geschleppt und getragen haben, die uns als Gruppe, den Weg so angenehm wie möglich gestaltet haben, die uns immer Mut zugesprochen haben und am Ende ein großes Lächeln auf den Lippen hatten.
Hakuna Matata Uhuru!
Ps: für die Neugierigen, die sich fragen was wir gegessen und wie die Hütten von innen aussahen, noch ein paar Bilder:
Immernoch Gänsehaut zu wissen,dass du es in deiner gewohnten Form durchgezogen hast.Grössten Respekt,Gruß Kati!
Was habe ich mitgefiebert,als du gestartet bist und nach Tagen dich zurückgemeldet hast! Behalte dir dein Fernweh,liebe grüße Astrid🤗