Oh du süsser Marzipan...Hansestadt Lübeck...
- sibelakin
- 24. Feb. 2023
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Juli 2023

Was haben Thomas Mann, Willy Brandt und Günter Grass gemeinsam? Alle drei Nobelpreisträger sind in der Hansestadt Lübeck geboren oder haben einen Teil ihres Lebens dort verbracht. Bekannt für das Lübecker Marzipan und das Holstentor ist die „Königin der Hanse“ für mich ganz klar eine Stadt zum Verlieben. Ich war gerade zum ersten Mal dort und bin absolut hingerissen von dieser lebenswerten Stadt an der Trave mit ihrer wunderschönen Architektur und dem nordischen Flair.
Die Altstadtinsel von Lübeck
Die Lübecker Alstadtinsel ist umgeben von Wasser: im Westen vom Fluss Trave und dem Stadtgraben, im Osten vom Kanal und der Wakenitz. Hinter dem Burgtor fließt die Trave nach Norden bis nach Travemünde und mündet in der Lübecker Bucht in die Ostsee. Travemünde ist übrigens ein Stadtteil von Lübeck. Und genau dorthin hat es mich morgens mit dem Regio als erstes gezogen um ein wenig Brise abzubekommen. Der Strand war so herrlich leer ( ob es wohl am trüben Wetter lag?), dass ich den Strand mit wenigen Spaziergängern für mich hatte. Am Molenfeuer habe ich die Möwen verschreckt um in Ruhe ein Foto zu machen und auf dem Rückweg zum Bahnhof bin ich am alten Leuchtturm vorbeigeschlendert, der sich neben einem riesigen Hotelkomplex versteckt. Aus dem Jahre 1539 ist es der älteste Leuchtturm Deutschlands und beherbergt heute ein maritimes Museum, was leider geschlossen hatte. Travemünde scheint ein niedlicher Ostseebadeort, mal sehen ob ich irgendwann wiederkomme....für. mich war es ein ruhiger Einstieg in einen Tag mit Kaffeepott bewaffnet dem Rauschen des Meeres zu lauschen.
Mit dem Regio zurück in die Stadt ging's fussläufig schon nach ein paar Minuten auf die Altstadtinsel. Hier leben rund 16.000 der insgesamt rund 220.000 Einwohner Lübecks. Die sehenswerte Stadt wird geprägt von zahlreichen Kirchen, genauer gesagt fünf gotischen Hauptkirchen (Stadt der 7 Türme), wunderschönen Gründerzeit- und Kaufmannshäusern mit ihren typisch hanseatischen Fassaden.
Sehenswürdigkeiten in Lübeck
Das Tolle in Lübeck sind die kurzen Wege. Mit gutem Schuhwerk kannst du alle Sehenswürdigkeiten auf der Altstadtinsel zu Fuß erreichen. Es ist sogar empfehlenswert, zu Fuß zu gehen, wenn du durch die schmalen Gänge und Höfe zu den für Lübeck typischen Ganghäusern gelangen willst.
Holstentor
Es ist das typische Bild, welches jeder im Sinn hat, wenn er an Lübeck denkt: das Holstentor. Schon von Weitem ist es mit den beiden markanten Kegeltürmen, deren Spitzen in den Lübecker Himmeln zeigen, zu sehen.
Das Wahrzeichen der Stadt Lübeck ist eines der Tore, die in die Altstadt führen und gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Lübeck. Der Verteidigungskomplex mit insgesamt vier Toren wurde im 15. Jahrhundert im Stil der spätmittelalterlichen Backsteingotik erbaut.
Sobald Du vor dem imposanten Tor stehst, wirst Du zurückversetzt in die Vergangenheit. Du kannst Dir bildlich vorstellen, wie hier vor über 500 Jahren das geschäftige Hansetreiben ablief. Heute sind die Händler den Touristen gewichen, die um das Tor umherlaufen und ihre Fotos machen.Das Holstentor ziert übrigens so manche 2 Euro-Münze und den 50 Euro-Schein.
Und wenn du mal neben dem Tor stehst dann: Nein, Du hast keinen Knick im Auge. Wenn Du vor dem Holstentor stehst, wirkt es leicht schief. Und das ist es auch. Die Lübecker mussten es auf schlammigem Boden bauen, sodass der Untergrund aufgrund des Gewichts in den Jahrhunderten leicht nachgab.

Tipp: Rechts vom Tor gibt es eine Currywurstbude,das H7, die Mitarbeiterin war noch am Eröffnen und war dennoch so nett mir nen Kaffee zum Aufwärmen zu verkaufen bei miesem Regenwetter! Ich habe gerade mal ein Foto geschafft zu machen, denn es strömte immerzu und immer wieder....
Salzspeicher
Bewaffnet mit Regenschirm und Kaffee ging es einmal über die Obertrave ,denn neben dem Holstentor befindet sich eine Reihe von sechs historischen Speicherhäusern an der Obertrave.
Das älteste Gebäude stammt aus dem Jahr 1579 und das jüngste aus dem Jahr 1745. Das Salz brachte man aus dem südlich gelegenen Lüneburg in die Stadt und lagerte es ein, um es für den Heringshandel nach Skandinavien zu exportieren. Ich weiss gar nicht, was sich heute darin befindet, wenn es Wohnungen sind, bin ich neidisch..Hinter mir kam gerade eine große Truppe Touristen aus Ihrem Citybus um sich meinen von mir fürs Bild erkorenen Spot auch zu nutze zu machen, ich drückte ab und flitzte weiter...

Höfe und Gänge
...weiter zu den Hofen und Gängen Lübecks, denn mir hatte eine andere Reisende erzähIt, dass die Bewohner dort gerne auch mal "tourifrei"haben wollen und daher Besuchszeiten zwischen 9-12 und 15-18 Uhr wünschenswert sind.
Mit Schirm und Kaffee im Schlepptau ging es einmal quer durch die Stadt um in kleine Gänge einzutauchen, an deren Ende sich dann wunderbar ( schon für einen regnerischen Wintertag) gestaltete Innenhöfe eröffnen.
Ich schien zur frühen Morgenszeit eine der ersten Besucher im "Haasenhof" und traf auf eine sympathische Bewohnerin, die gerade mit dem Rad und einer nassen Brötchentüte auf den Hof zufuhr und für einen Plausch offen war. Sie erzählte mir über den Ursprung der Höfe, von denen ich vorher noch nie gehört hatte:
Rund 90 Gänge, Torwege und Höfe gäbe es wohl noch heute in der Lübecker Altstadt. Ihre Vielfalt sei weltweit einzigartig. Die Gänge und Höfe in Lübeck wären ein Überrest aus dem mittelalterlichen Städtebau. Die dicht bebauten Gassen entstanden, als erfolgreicher Handel die „Königin der Hanse“ rasch wachsen ließ. Doch der Altstadthügel wuchs nicht mit: Schnell wurde es innerhalb der Mauern zu eng. Als Notlösung brach man Gänge in die Vorderhäuser und bebaute die Hinterhöfe mit den so genannten Buden. Dicht aneinander gedrängt auf Eckgrundstücken, an den Rückseiten der Bürgerhäuser oder im inneren Bereich der Wohnblöcke standen diese damals ein- oder zweistöckigen, oftmals mit nur einem Zimmer ausgestatteten Bauten. Die versteckt gelegenen Wohnbereiche wurden Gänge oder Gangviertel genannt. In ihnen wohnten Tagelöhner, Träger oder die Beschäftigten des Gewerbes, das im Straßenhaus ausgeübt wurde.
Und so haben die Gänge und Höfe spannende Namen wie der "Schornsteinfegergang", Füchtingshof, Bäckergang, Glandorps Gang und -Hof und viele viele mehr.
Meinen bereits leer getrunkenen Kaffeebecher wurde in einem anderen Hof von Bewohnern mit herrlich grünem Tee aufgefüllt, um dem Regen zu trotzen...Ich kann jedem beim Besuch nach Lübeck wärmstens das Aufsuchen, Stöbern und Entdecken der Höfe nur nahe legen, so was hab auch ich noch nicht erlebt!
Rathaus
Weiter zog ich ohne Navigation auch bei völliger Orientierungslosigkeit zum Rathaus. Sobald ich nämlich vor einem imposanten langgezogenen Backsteingebäude von enormer Größe und mit zahlreichen Türmen stehe, weißt ich: Das ist das Lübecker Rathaus und eines der weltweit bekanntesten Bauwerke der Backsteingotik.Ich lerne an einer Infotafel, dass 1230 mit dem Bau begonnen wurde, hat es sich seitdem durch Anbauten und Wiederaufbauten immer wieder verändert. Heute gilt der zentral am Markt gelegene Bau als eines der schönsten und ältesten deutschen Rathäuser und das ist er wahrlich auch bei Regen , wobei ich ein Foto im Sonnenschein am Ende des Tages beim erneuten Vorbeikommen schiessen konnte.

Kaffee und mehr
Viel Kaffee, Cappuccino und Marzipankuchen hab ich mir über den Tag gegönnt um schlichtweg dem schlechten Wetter Stand zu halten...ich mag keinen Marzipan, aber ein ( oder waren es am Ende sogar zwei Stücken Torte) musste einfach sein. Lübeck hat wunderbare Kaffeehäuser, ob für Touristen oder Einheimische, ob bei schönem oder schlechtem Wetter: Kaffee, das können Sie da in Lübeck!
Kirchen und Nobelpreisträger
Mein Eindruck in der Lübecker Altstadt: Egal, wo ich lang ging, ich kam immer an einer Kirche vorbei. Und weil sich der typische Backsteinbau oftmals ähnelt, ist es mir passiert, dass ich zwei Mal in die gleiche Kirche ging, weil ich dachte, ich sei da noch nicht gewesen. Von der Marienkirche auf dem höchsten Punkt der Altstadtinsel gleich neben dem Rathaus über die Jakobikirche zwischen Heiligen-Geist-Hospital und der Schiffergesellschaft am Koberg bis zur Petrikirche, sie sind alle interessant und auf ihre Weise schön. In der Petrikirche solltest du am Eingang gleich rechts zum Kassenhäuschen für den Turm gehen. Für 4 Euro fährst du mit dem Aufzug den Kirchenturm hinauf und hast von dort einen fantastischen Rundum-Blick über ganz Lübeck, bei guter Sicht bis Travemünde oder wie ich- wegen der schlechten Sicht aufs Holstentor.
Nur wenige Meter von der Bushaltestelle Breite Strasse, von der ich dann zu meinem letzten Tagesspot fahren wollte, steht das beeindruckende Heiligen-Geist-Hospital aus dem Jahr 1286 mit seinen fünf Türmen, dessen Besuch (kostenloser Eintritt) ich unbedingt empfehlen möchte. Nachdem du die Hallenkirche durchquert hast, kannst du einen Blick ins ehemalige Hospital („Lange Haus“) werfen. In der gewaltigen 87 Meter langen und 14 Meter breiten Halle wurden 1820 die zuvor frei stehenden Betten entfernt und durch kleine hölzerne Kammern ersetzt. Die sogenannten Kabäuschen muten aus meiner Sicht wie kleine Gefängnis-Zellen an. Hier wurden noch bis 1970 kranke und alte Menschen versorgt. Das Heiligen-Geist-Hospital ist eine der ältesten Sozialeinrichtungen Europas. Sehr spannend aber sehr eigenartiger Ort.
Gothmund....

Mit dem Bus ging's dann so ca 20 Minutenraus in das idyllische Fischerdorf Gothmund mit seinen reetbedeckten Häusern und einer wunderbaren Nähe zum Wasser, kleine Fischerboote und eine ganz muckelige Idylle waren ein krönender Tagesabschluss bei Sonnenschein:-)
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